Anlaufstelle für junge Opfer sexueller Gewalt eröffnet

Es geht los!" Hans Meyer, Vorsitzender des Kinderschutzbundes im Kreis Soest, ist froh, mit seiner aktiven Vorstands-Gruppe die Vorbereitungen soweit unter Dach und Fach gebracht zu haben, dass die Fachstelle gegen sexuellen Missbrauch am 1. Oktober endlich an den Start gehen kann. Zwei Sozialarbeiterinnen mit jeweils einer halben Stelle beginnen ihren Dienst, ab November ergänzt eine Psychologin in Vollzeit das Team. Eine 450-Euro-Kraft übernimmt die Verwaltung.

Wie dringend ein solches Zentrum ist, für das sich der Kinderschutzbund schon lange starkmacht, stellte Hans Meyer jetzt an einigen Zahlen und Daten dar, mit denen er auf einen „untragbaren Zustand" hinwies. Jährlich werden den Jugendämtern des Kreises und der Stadt Soest sowie in Warstein etwa 250 Fälle von sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen bekannt.
Die Wunden auf der Seele verheilen oft erst nach vielen Jahren. Experten gehen von einer enorm hohen Dunkelziffer aus, weil sich viele scheuen, zu erzählen, was ihnen passiert ist. Besteht ein Verdacht, sind die hiesigen Institutionen hinsichtlich der Krisenhilfe und der Diagnostik auf Hilfe aus Münster, Paderborn oder Hamm angewiesen. Bei den niedergelassenen Therapeuten bestehen, laut Meyer, Wartezeiten bis zu acht Monaten.

In Lippstadt gibt es bereits einen solchen Anlaufpunkt für Eltern, Kinder und Jugendliche. Jungen Menschen in Not zu helfen, das ist eines der wichtigen Anliegen des Vereins mit gut 120 Mitgliedern. Meyer machte gestern deutlich, welch immensen Aufwand es erfordert, dieses Projekt umzusetzen, das dem Vorstand besonders am Herzen liegt: Die Planungen habe alle, bis an die Grenzen des ehrenamtlich Möglichen in Anspruch genommen. Doch jeder sei von der Notwendigkeit dieser Einrichtung überzeugt und habe daher nicht lange überlegt, sondern das Erforderliche getan.

Die Kosten belaufen sich jährlich auf gut 150 000 Euro, wobei der Kreis einen Großteil der Ausgaben für das Personal übernimmt, außerdem eine Pauschale für Posten wie Miete oder Fortbildungen. Noch nutzt der Kinderschutzbund die Räume im Gebäude an der Niederbergheimer Straße. „Für diese Möglichkeit sind wir dem Kreis auch dankbar", sagt Hans Meyer. Da das Haus der ehemaligen Landwirtschaftsschule aber bekanntlich für Archive und Archäologie vorgesehen ist, muss sich der Verein nach einem neuen Quartier umsehen - kein leichtes Unterfangen. „Wir suchen händeringend nach einem geeigneten Objekt", erläutert der Vorsitzende. Gesucht werden: 120 Quadratmeter, aufgeteilt auf vier bis fünf Zimmer, die günstig im Erdgeschoss liegen und barrierefrei zu erreichen sind.

Quelle: http://www.soester-anzeiger.de/lokales/soest/anlaufstelle-junge-opfer-sexueller-gewalt-5580512.html