G.I.P. Werl und Kinderschutzbund Soest fordern Fachberatungsstelle „Sexueller Missbrauch" Vereine wollen ihre Arbeit vernetzen

Zu viele Fälle, aber zu wenig konkrete Hilfsangebote - für den Verein G.I.P. Werl e.V. (Gewaltintervention - und Prävention) und den Kinderschutzbund im Kreis Soest e.V. steht fest, dass der Kreis Soest eine Fachberatungsstelle „Sexueller Missbrauch" benötigt. Zu diesem Ergebnis kamen jetzt beide Vereine bei einem ersten Treffen in Werl. Dabei erörterten die Vorstandsmitglieder um die Vorsitzenden Dr. Wolfgang Gossmann (G.I.P.) und Hans Meyer (Kinderschutzbund) Berührungspunkte ihrer Vereine und die Möglichkeit, ihre Arbeit zukünftig zu verzahnen und somit effizienter zu gestalten.

Während G.I.P. sich in Schul-Projekten unter anderem mit der Frage beschäftigt, wie sich Kinder und Jugendliche gegen sexuelle Grenzüberschreitungen schützen können, hat der Kreisverband Soest des deutschen Kinderschutzbundes durch sein Sorgentelefon „Nummer gegen Kummer" Erfahrungen mit dem Thema. Allein im Kreis Soest gebe es 250 gemeldete Fälle von sexuellem Missbrauch, die Dunkelziffer aber liege noch viel höher, weiß Hans Meyer. Schon länger fordert der Kinderschutzbund daher die Einrichtung einer qualifizierten Fachberatungsstelle gegen sexuelle Gewalt im Kreis Soest. Unabhängig von bestehenden Anlaufstellen wie Jugendamt oder Schulsozialarbeitern müsse diese in der Öffentlichkeit über das Thema sexueller Missbrauch informieren und niederschwellige Hilfsangebote machen, so der Soester Kinderschutzbundvorsitzende weiter. Bundesweit gebe es in Städten und Kreisen ca. 360 solcher Fachstellen. Der Kreis Soest sei diesbezüglich ein weißer Fleck, sagt Meyer.

Beide Vereine sind sich einig, dass eine solche Fachstelle sinnvoll sei, um langfristige Opferschäden zu vermeiden. Die Auswirkungen der Gewalterfahrung seien nicht nur für die betroffenen Jungen und Mädchen verheerend - sondern auch für die Gesellschaft, merkte G.I.P.-Vorstandsmitglied Iris Bogdahn an. Steigende Kosten im Gesundheitswesen gehörten ebenso dazu wie der Verlust an Steuereinnahmen, weil die Betroffenen mitunter nicht in der Lage seien, Ausbildungen zu beenden und arbeiten zu gehen.

G.I.P. und Kinderschutzbund regten zudem an, gemeinsame Fachtagungen oder Fachvorträge zu veranstalten sowie gemeinsame Präventions- und Interventionsmaßnahmen auf die Beine zu stellen.